Steuerini
Woko vom 28.2.: Trendumkehr? Drucken E-Mail

 

Spät, aber doch, hat es auch die SPÖ-Chefin Rendi Wagner begriffen: Es gibt ein Problem, wenn man Produktionen wie etwa die von Impfstoffen in die Hände globaler Konzerne legt. Ja, man macht sich von ihnen abhängig - und wie diese Abhängigkeit dann aussieht, das erleben wir gerade jetzt bei der Lieferung bzw. Nichtlieferung von Impfstoffen.

Allerdings bezieht sich diese Problematik nicht nur auf Impfstoffe und sie ist alles andere als neu. Die etablierte Politik der letzten Jahrzehnte hat nicht nur dabei zugesehen, wie wichtige Produktionen in die Hände global tätiger Konzerne gelangen, sie hat auch kräftig dabei mitgeholfen. Auch die sozialdemokratische Partei.

Nun ja, es soll ja angeblich nie zu spät für Einsichten sein. Das gilt natürlich auch für Parteien. Nur sind sie dann daran zu messen, welche Schritte sie unternehmen, um regionale Produktionen zu fördern und das globale Raubrittertum zu bremsen. Also frisch auf, Frau Rendi Wagner, wir sind gespannt darauf, welche weiteren Schritte sie und ihre Partei unternehmen werden, um eine Trendumkehr zu bewirken.

 
Gastkommentar, Wiener Zeitung , 23.2.2021: Sommerschule als Rettung Drucken E-Mail

https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2093716-Sommerschule-als-Rettung.html

 
Woko vom 21.2.2021 Drucken E-Mail

Wochenkommentar vom 21.2.2021 entspricht dem "Aktuellen Thema" vom selben Tag.

 
21.2.: Aktuelles Thema: Das Misstrauen der Bürger ist durchaus begründet Drucken E-Mail

Täglich sind sie da, täglich Gesprächsthema - die Widersprüche, die unser aller Leben begleiten. Sie gehören gleichsam zum Leben, sind selbst Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. Naturgemäß nehmen sie in einer pluralistischen, vom digitalen Zeitalter und dessen Informationsflut gezeichneten Welt noch zu.

Das ist auch nicht weiter schlimm. Verwerflich ist allerdings, wenn offensichtliche Widersprüche nicht weiter ergründet werden, nicht Gegenstand des fachlichen und öffentlichen Diskurses  darüber werden und in einer Art vernünftigen Konsens enden, sondern je nach Interessenlage

ein Standpunkt zum Nonplusultra erklärt wird. Wissenschaft, Medien, besonders aber die Politik sind in dieser Hinsicht jedoch seit Ausbruch der Corona-Erkrankung säumig.

In den Nachrichten vom 17.2. wird um 18:00 Uhr gemeldet, etliche Tiroler hätten sich mit dem Corona-Virus infiziert, obwohl sie bereits einmal daran erkrankt waren.

Einige Minuten später, um 18:06 Uhr, berichtet der selbe Sender in einer Informationssendung von einer Studie, die den Nachweis erbracht hätte, bereits einmal Infizierte seien gegen eine Neuinfektion „weitgehend immun“. Man solle sie daher auch zunächst nicht impfen, da Impfstoff ohnehin knapp sei. Ein Widerspruch, welcher „gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren“ (Goethe, Faust) bleibt.

Verschiedene österreichische Zeitungen berichteten vor einigen Tagen über vier britische Studien, welche das Sterberisiko bei der britischen Variante des Virus untersucht haben sollen. Im Vergleich zu anderen Varianten von Sars-CoV-2 steigt demzufolge das Sterberisiko laut der „London School of Hygiene & Tropical Medicine“ um 58%, das „Imperial College London“ spricht von 38%, Wissenschafter der Universität von Exeter beziffern das erhöhte Risiko mit 70% und „Public Health England“ kommt auf 65%.

Wohlgemerkt - es handelt sich hier angeblich um wissenschaftliche Studien. Die Frage bleibt offen, wer hier was unter Wissenschaft versteht. Oder aber lassen sich die Ergebnisse überhaupt nicht vergleichen, weil in der einen Studie Äpfel mit Birnen und in der anderen mit Zitronen verglichen werden?

Ähnlich verhält es sich seit Wochen bei der Diskussion um die Wirksamkeit des Astra-Zeneca-Impfstoffes. Laut den diversen Berichten und Einschätzungen von Experten, insbesondere in Österreich, wirkt dieser durchaus gut bei milden und moderaten Verläufen der Erkrankung, wenn auch etwas weniger als andere Impfstoffe, gegen schwere Erkrankungen sei die Wirkung sogar sehr gut, beteuern diverse Experten in den Medien. Zahlreiche österreichische Ärzte sowie Krankenhauspersonal haben mittlerweile trotzdem eine Impfung mit Astra-Zeneca abgelehnt.

Eine Studie der Universitäten Oxford und Witwatersrand ergab nun allerdings, dass das Serum bei milden und moderaten Verläufen der südafrikanischen Mutationsvariante vollkommen wirkungslos ist. Ob es schwere Verläufe verhindern kann, ist noch nicht ausreichend geklärt. Tägliche Meldungen zeigen, dass auch wir in Österreich vor dieser Variante nicht geschützt sind und sie sich immer mehr ausbreitet. Südafrika will nun 1 Million Impfdosen an Astra-Zeneca zurückgeben. Na, vielleicht nimmt sie dann die österreichische Regierung.

Ein letztes Beispiel, das wohl allen noch in Erinnerung ist: die „Maskenproblematik“. Noch im Februar 2020 sprach sich das österreichische Gesundheitsministerium gegen das Tragen von einfachen Mundschutzmasken aus, weil diese „keinen wirksamen Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden“ böten. Einzig FFP3-Masken wurde eine Wirksamkeit zugestanden. Im März 2020 riet selbst die WHO davon ab, Masken zu tragen, wenn man nicht selbst schon erkrankt sei. Ende März desselben Jahres sah die Sache anders aus: Das Gesundheitsministerium verordnete quasi eine generelle Maskenpflicht. Mittlerweile ist man nahezu wieder auf dem „Wissensstand“ von Februar 2020 angekommen. Ein einfacher Mund-Nasenschutz wird wieder als unzureichend eingestuft. Allerdings trägt das Land nach wie vor keine FFP3-Masken, sondern FFP2-Produkte.

Mit solchen und ähnlichen Widersprüchen von so genannten Experten in diversen Meldungen und Informationssendungen ist der Medien-Konsument tagtäglich konfrontiert. Die Liste an Beispielen dafür ist mittlerweile so zahlreich, dass sie jedes Format sprengen würde. Wen wundert es da, dass die Bürger weder den Aussagen in den Medien noch denen der Politiker, welche häufig noch mehr und tagtäglich Widersprüche unters Volk bringen, zu deren Klärung sie jedoch wenig bis nichts beitragen, Glauben schenken.

Widersprüche verlangen nach einer Klärung, und wenn diese nicht in einem offenen, nachvollziehbaren Diskurs von jenen erfolgt, die sie in die Welt werfen, dann müssen sie in irgendeiner Weise von den Betroffenen selbst, von den Bürgern, gelöst werden. Und das machen die Menschen auch, indem sie sich gemäß ihres Bildungsgrades und anderer Voraussetzungen einen Reim auf die Geschehnisse machen, weil sie den federführenden Institutionen und Experten längst nicht mehr trauen. Das ist der wahre Grund der Corona-Müdigkeit der Menschen sowie des Misstrauens gegen so manche Erklärung von Politikern oder so genannten Experten, und dieser ist nicht nur nachvollziehbar, sondern dieses Misstrauen besteht zurecht.


21.2.2021


 
Woko vom 14.2.: „Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit“ (F. Dürrenmatt) Drucken E-Mail

 

Friedrich Dürrenmatts paradoxe Komödie „Die Physiker“, vom Schweizer Dramatiker 1961 verfasst, in der es um die Verantwortung der Wissenschafter in Hinblick auf deren Erkenntnisse und deren ethische sowie politische Konsequenzen geht, erfährt in Corona-Zeiten eine wissenschaftstheoretische und tagespolitische Aktualität, welche weit über die literarische Bedeutung des häufig gespielten Stückes hinausreicht.

Abgesehen von Teilaspekten der Handlung sind es insbesondere auch die „21 Punkte zu den Physikern“, also Dürrenmatts Thesen im Anhang des Stückes, welche die besondere Bedeutung und Aussagekraft der Groteske in Hinblick auf das Corona-Dilemma ausmachen.

So etwa wird das planmäßige Handeln, welches im Sinne des Dramatikers ständig von „Zufällen“, durchbrochen wird, zu einer Theorie des Geschehens, durch welche geradezu das Vertrauen in dieses Geschehen schmilzt, es paradox wird.

Bei den Handlungen von Regierungen und Wissenschaftern erfüllen die zahlreichen Pannen sowie die Intransparenz der Entscheidungen diese „Zufallsfunktion“. Das Paradoxe erscheint uns tagtäglich und präsentiert uns eine Wirklichkeit, auf die es zu reagieren gilt. Angefangen von der Einschätzung der Gefährlichkeit des Virus, des Nutzens von diversen Vorkehrungen dagegen bis hin zur entscheidenden Frage der Verhältnismäßigkeit von ergriffenen Maßnahmen sind wir alle tagtäglich mit dem Paradoxen und einer daraus entstehenden neuen Wirklichkeit konfrontiert.

Dürrenmatts 17. These „Was alle angeht, können nur alle lösen“ wäre sodann eine Konsequenz dieser enttarnten Wirklichkeit, welche sich etwa stützend auf Poppers politisch-moralische Regeln zur Problemlösung entwirren ließe. Aber von einer „Vernunft als Wille zur Problemlösung“ ist vielfach wenig vorhanden. Viel zu sehr spielen Interessen eine Rolle, sowohl politische als auch wirtschaftliche. Durch Letztere werden auch die „Betroffenen“ daran gehindert, ihre Beiträge zur Problemlösung zu liefern, was auch ein demokratiepolitisches Problem darstellt.

Die Protagonisten des Stückes, Einstein, Newton und Möbius, nehmen eine vollkommen unterschiedliche ethische Haltung zu ihrer Verantwortung als Wissenschafter ein. Der Corona-Bürger hingegen ist nicht nur mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Aussagen konfrontiert, sondern auch mit der Verantwortung der Politiker, welche teils schwer durchschaubar, täglich wechselnd, intransparent und häufig auch unvernünftig zu sein scheint.

Wie formulierte es Dürrenmatt in seiner These 16: „Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.“ Auch wenn die Gültigkeit dieses Wissenschaftsbegriffes in der heutigen Realität wissenschaftlichen Handelns und Forschens durchaus zu hinterfragen ist, so sind insbesondere die Konsequenzen, welche die Politik daraus zieht, nicht nur Allgemeingut, sondern fordern vom Bürger geradezu die Auseinandersetzung damit ein.

Dass diese durch die etablierte Politik so weit wie möglich behindert wird, ist der eigentliche Skandal in einer demokratischen und offenen Gesellschaft. Wer nicht zu den Befürwortern von Regierungsmaßnahmen zählt, wird als Querdenker im negativen Sinn oder als Verschwörungstheoretiker diffamiert. Auch das ist bis zu einem bestimmten Grad paradox.

 
<< Start < Zurück 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Weiter > Ende >>

Seite 11 von 95