Offener Brief an die Frau Gesundheitsministerin Drucken E-Mail

Sehr geehrte Frau Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser!

Seit Tagen verfolge ich die Spardiskussion rund um unser öffentliches Gesundheitswesen.

Ich selbst wurde vor etwas mehr als zwei Wochen mit 40 Grad Fieber im SMZ-Ost vom diensthabenden Arzt nicht einmal untersucht, sondern mit der Vermutung, es herrsche eine Medikamentenallergie vor, nach Hause geschickt.

Drei Tage später begab ich mich ebenfalls mit 40 Grad Fieber und Atemnot in die Notaufnahme des Allgemeinen Krankenhauses. Ich wurde dort auch ausführlich  über acht Stunden untersucht und der in der Notaufnahme tätige Oberarzt teilte mir schließlich mit, dass ich eine schwere Lungenentzündung hätte. Er verschrieb mir ein Antibiotikum und schickte mich mit den Worten „so eine Lungenentzündung lässt sich ausgezeichnet zuhause behandeln“ wieder weg. Auf mein Erstaunen hin, dass er mich trotz meiner massiven gesundheitlichen Probleme (Atemnot, hohes Fieber) nicht stationär aufnehmen wolle, teilte er mir mit, dass dies nicht möglich sei, da er kein Bett frei habe. Im Übrigen, so meinte er weiter, habe er für 800 in der Notaufnahme behandelte Patienten 8 Betten zur Verfügung und diese würden in erster Linie von Krebspatienten besetzt.

Sehr geehrte Frau Gesundheitsministerin, ich schreibe Ihnen diese Zeilen noch vom Krankenbett eines Privatkrankenhauses aus, an welches ich mich in meiner Not wandte und dessen Ärzten ich mein Leben verdanke, denn ich wurde dort operiert, weil sich in meinem Rippenfell 2,5 Liter Eiter befand und ich eine schwere, verschleppte Lungenentzündung hatte. Ich stand kurz vor einer Sepsis, und auch bei der Operation selbst drohte mehrmals ein Organversagen, weil der Organismus bereits so schwer belastet war.

Aber im SMZ-Ost und im AKH schickte man mich einfach nach Hause. Inwiefern man im gegenständlichen Fall von einer Unterlassung der Hilfeleistung seitens der Spitäler bzw. Ärzte sprechen kann, wird sich noch herausstellen. Welche ärztliche Ethik diesen Entscheidungen der Spitalsärzte zugrunde lag, wird auch noch zu eruieren sein. Aber letztlich, Frau Minister, gibt es für diese Vorgänge auch eine politische Verantwortung, und da bin ich bei Ihnen an der richtigen Adresse.

Ich denke, dass Sie mit mir einer Meinung sind, dass solche Vorfälle in öffentlichen Krankenhäusern nicht passieren dürfen und ich frage Sie daher, was Sie dagegen unternehmen werden, damit diese in Zukunft ausgeschlossen werden können?

Ich fordere Sie auch auf, sich dafür einzusetzen, den Sparkurs im öffentlichen Gesundheitswesen ein Ende zu bereiten, weil dieser, wie sich an meinem Beispiel belegen lässt, lebensgefährlich für die Patienten ist. Die Österreicher zahlen enorme Summen an gesetzlicher Krankenversicherung und an privaten Zusatzversicherungen. Sie haben daher auch ein Recht auf eine ordentliche Versorgung im Krankheitsfall. Sorgen Sie dafür!

Schließlich gehe ich davon aus, dass Sie selbst ein großes Interesse an der Aufklärung des von mir skizzierten Sachverhaltes haben und mir nach meiner Genesung dabei behilflich sein werden, die Verantwortungen zu klären.

Ich wünsche Ihnen besinnliche Weihnachten

Mag. Gerhard Kohlmaier, Steuerinitiative im ÖGB