Woko vom 10.5.2015: Auch das öffentliche Gesundheitswesen wird immer schlechter Drucken E-Mail

Hoffentlich sind Sie bei guter Gesundheit! Denn unser öffentliches Gesundheitssystem entwickelt sich immer deutlicher zu einem Krankheitssystem für die Patienten. Die Zahl der niedergelassenen Mediziner sinkt kontinuierlich. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang bei den Allgemeinmedizinern. Waren 1960 noch knapp 40% aller Ärzte Allgemeinmediziner, so beträgt dieser Anteil 2013 gerade noch 16%.Da nur ca. ein Drittel als Kassenarzt arbeiten, kommen inzwischen 14% mehr zu versorgende Einwohner auf einen Kassenart als noch 1990, nämlich 2050 Personen. (Quelle: OECD Health Data 2013)

Zwischen 2009 und 2011 stiegen die österreichischen Gesundheitsausgaben gerade noch um 0,5%, in Deutschland waren es immerhin 1,7% - und auch alle anderen OECD-Länder liegen deutlich darüber. Österreich steht also seit Jahren empfindlich auf der Kostenbremse.

Für Magnetresonanz- und Coputertomografieuntersuchungen im niedergelassenen Bereich muss man Wartezeiten von bis zu 4 Monatenin Kauf nehmen, und das trotz Schmerzen (Kurier, 23.4.2015).

Die Einsparungen zeigen aber nicht nur bei den niedergelassenen Ärzten Wirkung, sondern insbesondere im Spitalsbereich. In Wien sind 60% aller Turnusärzte überlastet (Gesundheitsreport 2012/13), deren Einkommen liegen im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle, nur in Frankreich werden die Berufseinsteiger noch schlechter entlohnt. In der Schweiz, in Deutschland oder in Dänemark sind die Einstiegsgehälter um bis zu 50% höher. Die Folge davon ist, dass zahlreiche ausgebildete Ärzte ins Ausland gehen, nicht zuletzt auch wegen der besseren Arbeitsbedingungen, die ihnen dort geboten werden.

Die rückgehende Zahl von niedergelassenen Ärzten führt zudem zu einer Überlastung des Spitalwesens insgesamt sowie der dort ansässigen Ambulanzen. Die Folgen für die Bevölkerung sind lange Wartezeiten, Unterbringung in Gangbetten, Behandlungen nach Schema, denn Zeit für Patienten ist Mangelware geworden.

Die Leistungen der Sozialversicherungen, also jene auf Krankenschein, werden seit Jahren zurückgefahren. Die Strukturreformen im Krankenhauswesen entpuppen sich letztlich ebenfalls als Leistungsreduktion zum Nachteil für die Patienten.

Kurzum, das einst vielgerühmte österreichische Gesundheitssystem leidet massiv unter Einsparungen. Bleiben Sie also gesund und achten Sie auf sich! (Gerhard Kohlmaier)