Woko vom 17.1.2021: Wenn wir mit Corona-Kritikern ein Problem haben, haben wir ein Problem mit den Grundsätzen unserer Demokratien Drucken

 

Seit beinahe einem Jahr werden in Österreich, aber auch in den Ländern Europas, Corona-Leugner und Corona-Kritiker in einen Topf geworfen.

Ja, es mag sie geben, die Leugner, also jene, welche die Existenz dieses Virus überhaupt bestreiten und irgendwelche Verschwörungstheorien aufstellen. So wie es Leugner des Holocaust gibt, Menschen, welche die Klimaproblematik leugnen, ja, ich möchte daran erinnern, dass Amerika jahrelang von einem Präsidenten regiert wurde, der sogar den amerikanischen Rassismus leugnete, die Wahlniederlage gegen Biden, schließlich sogar die Existenz des Coronavirus, welche er in einem Interview des Senders „Fox News“ am 25.6.20 nur auf die Tests zurückführte. Ohne Tests also kein Virus.

Gemeinhin bezeichnet man als Leugner jemanden, der Positionen oder Weltanschauungen bestreitet, obwohl es dafür ausreichend Argumente gibt, welche für deren Existenz sprechen. Leugnen kann man etwas bewusst, meist, indem man sich irgendwelche Vorteile davon verspricht oder andere dadurch diffamiert, aber auch, indem man seinen Kopf einfach in den Sand steckt, weil man die eigene Position für die einzig mögliche hält.

Anders verhält es sich jedoch mit den Kritikern an einer Sache. Diese bestreiten nämlich nicht die Existenz einer Sache, sondern den Umgang damit oder die Schlüsse, die man daraus zieht. Wenn jemand beispielsweise Atomkraftwerke kritisiert, bestreitet er doch nicht deren Existenz, sondern er schätzt einfach deren Gefahrenpotential oder andere Sachverhalte aufgrund von Daten anders ein als die Befürworter.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass diese Art der Kritik gerade in der westlichen, der so genannten freien Welt ein wesentlicher Bestandteil eben dieser Welt- und Lebensauffassung ist oder zumindest sein sollte. Die Verankerung der Meinungs- und Pressefreiheit in unseren Verfassungen steht letztlich dafür, welch hohen Stellenwert diese Kritik in unseren Demokratien haben sollte. In diktatorischen Ländern - und das kritisieren wir zu Recht - verschwinden Kritiker mitunter von heute auf morgen, wenn sich deren Meinung gegen jene des Regimes richtet.

Was ist also plötzlich los in den westlichen Demokratien, dass sie ein so großes Problem mit Corona-Kritikern haben? Und wer hat eigentlich dieses Problem?

Die digitale Welt, in der wir leben, hat neben so manchen Nachteil auch eine Fülle von Vorteilen. Einige davon werden gerade jetzt während der Corona-Krise in Bereichen der Arbeitswelt (Home-Office) und im Schulbereich (Distance Learning) erkannt. Und immer mehr Menschen können sich auf Grund von vorliegenden Informationen und Daten selbst ein Bild von einem Geschehen machen.

Wenn nun beispielsweise die Norwegische Gesundheitsbehörde (FHI) am 14. Jänner auf Grund von 13 Todesfällen und Meldungen von schweren Nebenwirkungen bei bisher 25000 durchgeführten Impfungen mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff ihre Impfempfehlung dahingehend ändert, dass über 80-jährige und gebrechliche Personen diese Impfung nicht mehr erhalten sollten, weil „zu erwarten sei“, dass es bei dieser Personengruppe im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung zu Todesfällen kommen werde, dann sollte man erwarten, dass man dieses Problem wohl auch bei uns öffentlich diskutiert. Denn bisher ist man seitens der österreichischen Regierung und der von ihr anerkannten Experten doch davon ausgegangen, dass gerade diese Personengruppe als erste geimpft werden soll bzw. die Impfungen in diesem Bevölkerungssegment gerade durchgeführt werden.

Die Reaktion der Norwegischen Gesundheitsbehörde wird sicherlich auch bei uns Kritiker des österreichischen Impfvorhabens auf den Plan rufen. Ja und wäre da nicht ein Lob auf alle Kritiker, welche auf dieses Gefahrenpotential aufmerksam machen, angebracht? „Corona-Kritiker als Lebensretter“ wäre auch eine Schlagzeile für die Medien, wenn dadurch nur eine einzige betagte und gebrechliche Person vor den in Norwegen aufgetretenen Folgen der Impfung bewahrt werden könnte.

Spätestens seit Bekanntwerden des Problems in Norwegen müsste nun auch in allen anderen europäischen Ländern unter Fachleuten und Politikern die geltende Impfempfehlung hinterfragt werden, Daten offengelegt werden, pro und contra von Impfen oder Nicht-Impfen älterer Personen neu abgewägt werden.

Ich befürchte allerdings, dass die österreichische Regierung einen anderen Kurs fahren wird, nämlich den des Herunterspielens des Problems.

Corona-Kritiker sind nicht Corona-Leugner. Es sind mitunter Menschen, welche die Datenlage anders deuten als die Regierenden und/oder die Verantwortlichen und daher zu anderen Schlüssen kommen. Sie sind eine Bereicherung für jede offene, transparente Diskussion und für jede Demokratie. Werfen wir sie in ein Boot mit all jenen, die offenkundig eindeutige Sachverhalte leugnen, dann diffamieren wir sie nicht nur, wir setzen eine unserer wichtigsten Grundlagen der Demokratie außer Kraft: die Meinungsfreiheit.