Woko vom 28.3.20: Ist unsere Freiheit in Gefahr? Drucken

Die positiven Nachrichten sind rar und häufig sehr privat. Die negativen sind medial gut aufbereitet und überwiegen.

Millionen Menschen flüchten vor Kriegen, losgetreten von Machthabern, denen an Menschenleben so gut wie gar nichts liegt, ausgenommen an ihrem eigenen. Das menschenverachtende Gemetzel in Syrien ist nur ein Beispiel dafür, obwohl es nur aus einem einzigen Grunde in unserem Gedächtnis ist - weil die Flüchtlinge zu uns wollen. Wollten sie auf irgendeinen anderen Kontinent und nicht in unsere „heile EU-Welt“, dann wäre uns das sich dort abspielende Szenario ziemlich egal.

Immer mehr Menschen werden zu Spielbällen der etablierten Politik sowie der marktbeherrschenden Konzerne. Das Kennzeichnende dafür ist die Tatsache, dass die vorgegebenen Regeln den Spielausgang maßgeblich beeinflussen. Für oder gegen Klimaschutz, für oder gegen Einwanderung, für oder gegen Demokratisierung - die Regeln dafür werden längst nicht mehr von den Menschen selbst aufgestellt, sondern von Parteien und jenen Systemen, denen auch sie selbst längst hörig sind. Agrar-, Lebensmittel-, Pharma- und Industriekonzerne bestimmen zudem, wie und unter welchen Bedingungen wir leben.

Ja, selbst für oder gegen Maßnahmen die Corona-Krise betreffend, ist längst vorgegeben. Das Virus ist neu, es ist ansteckend, es kann töten. Niemand bestreitet dies. Aber die Messung der Mortalitätsrate, wobei bei den bekanntgegebenen Daten teilweise vollkommen unklar ist, ob das Virus die Ursache für den Tod Einzelner oder aber nur eine Mitursache ist, die Frage, ob flächendeckende Tests sinnvoll sind oder nicht u.v.m. - all das erscheint vorgegeben.

Die Hinweise, man solle niemanden in der Sache Glauben schenken, außer der Regierung, obwohl teils international anerkannte Experten die Vorgangsweisen von Regierungen kritisieren und die Gefahr des Virus anders einschätzen, wird geradezu gebetsmühlenartig von den verantwortlichen Politikern sowie den Medien unters Volk gebracht.

In China, einem diktatorischen Regime, hatte man es leicht - dem Arzt, der bereits im Dezember vor dem Virus gewarnt hat, wurde einfach Sprechverbot erteilt. So etwas ist bei uns - in den westlichen Demokratien - eher undenkbar. Allerdings ist das auch nicht notwendig, denn man kann Kritiker auch anders ruhigstellen, indem man sie medial diffamiert, als Gefahr bezeichnet, ihre Thesen als lächerlich erklärt, ohne dabei auf die echten

Kritikpunkte einzugehen. Der Möglichkeiten dazu liefern die modernen Demokratien nicht unwesentlich weniger als Diktaturen.

Diskussion unerwünscht, Datenmaterial, auf welchem sich Maßnahmen stützen, bleiben offenbar streng gehütet.

Gerade die derzeitige Situation schreit geradezu nach der philosophischen, aber auch politischen Klärung der Frage, wie frei der Mensch tatsächlich noch ist. Muss er das skizzierte Szenario hinnehmen, kann er sich dagegen entscheiden, es ignorieren, bekämpfen oder ihm wenigstens entkommen?

In der Geschichte der Philosophie hat Freiheit stets mit Vernunft zu tun. Insbesondere bei Kant, bei dem Freiheit nicht nur bedeutet, aus individueller vernünftiger Einsicht zu handeln, sondern immer auch so, dass dieses Handeln zu einem allgemeinen Gesetz werden kann und für alle Menschen Gültigkeit haben soll.

Damit bekommt das Handeln aus Freiheit auch einen moralischen Stellenwert.
Aus Sartres Freiheitsbegriff resultiert der Begriff der Verantwortung, denn weil der Mensch wählen kann, hat er auch die Verantwortung für seine Wahl zu übernehmen, und Sartre sieht diesen Freiheits- und somit auch den Verantwortungsbegriff als wesensbestimmend für den Menschen an. Geltung hat dies nicht nur für die Willensfreiheit, sondern auch für die Handlungsfreiheit des Menschen, also mindestens zwischen zwei Handlungsmöglichkeiten entscheiden zu können. Wir sind in diesem Sinne geradezu „verurteilt frei zu sein“.

Nimmt man die derzeitige Situation rund um die sogenannte Corona-Krise, so scheint der Freiheitsbegriff aus mehreren Gründen in Frage gestellt:

Mit der individuellen Freiheit aus Vernunft ist es derzeit nicht gut bestellt, denn es wird uns vorgegeben, was vernünftig sein soll. Ja, es wird sogar davor gewarnt, seine eigene Vernunft zu gebrauchen. Politiker spielen sich dabei nicht nur als die Hüter einer vorgegebenen Vernunft auf, sie halten auch nicht damit zurück, die Meinung all jener, die von der Regierungslinie abweichen, als Fake-News abzutun. Dabei wird nicht argumentiert, nicht diskutiert.

Ob das Handeln von zahlreichen Regierungen dem kategorischen Imperativ von Kant standhält, darf jedoch mehr als bezweifelt werden. Allerdings setzt eine Überprüfung voraus, dass man ernsthaft mit allen zur Verfügung

stehenden Daten über die momentane Krise und die getroffenen Maßnahmen und deren Verhältnismäßigkeit diskutiert. Eine solche Diskussion gibt es jedoch nicht, obwohl es genügend Diskussionsstoff gäbe. Angefangen von der Vorgangsweise bei der Bewältigung der Situation in Ländern wie Südkorea oder Schweden, bis hin zu der immer größer werdenden Zahl von Kritikern unter medizinischen Fachleuten. Aber eine Diskussion darüber findet nicht statt.

Es steht also derzeit nicht gut mit unserer Freiheit, und zwar nicht, weil es Beschränkungen für den Einzelnen gibt, sondern allein deshalb, weil es keine ernsthafte Diskussion über die Begründungen dafür gibt. Vielmehr wird eine solche mit allen staatlichen und medialen Mitteln verhindert. Einige Länder kündigen bereits an, veröffentlichte Meinungen zur Corona-Krise, die nicht der staatlichen Haltung entsprechen, unter Strafe zu stellen.

 

Aber letztlich gibt es auch immer jene Menschen, welche die „Verurteilung zur Freiheit“ leben, trotz aller Hindernisse, die man ihnen in den Weg legt. Und das ist gut so.