Wochenkommentare
Nächster Wochenkommentar erscheint am 11.11. Drucken E-Mail

Ich mache eine kurze Schaffenspause. Der nächste Kommentar erscheint am 11. November.

 
Woko vom 21.10. entspricht "Aktuelles Thema" Drucken E-Mail

Der Wochenkommentar vom 21.10. entspricht dem "Aktuellen Thema"

 
Woko vom 14.10.: Das Klima ist rauer geworden Drucken E-Mail

 

Die österreichische Bundesregierung ist ein Jahr alt und verweist in Festreden auf ihre "andere Politik", welche mit ihr ins Land gezogen sei.

Vieles ist tatsächlich anders geworden: die Republik wurde in entscheidenden Bereichen türkis-blau eingefärbt, die Sozialpartnerschaft wurde geschwächt, die Gesellschaft wurde in der Migrationsfrage gespalten.


Vielerorts hört man, dass diese Regierung nach der Blockadesituation zwischen Schwarz-Rot wieder zum Regieren zurückgekehrt sei. Das ist nicht ganz unrichtig, denn tatsächlich fanden zahlreiche Ministerräte statt, viele Beschlüsse wurden gefasst, über 66 Regierungsvorlagen wurden ausgearbeitet. Konkret wurden ein umstrittener Familienbonus, eine ebenso umstrittene Reform der Sozialversicherung, eine problematische Reform des Arbeitszeitgesetzes sowie ein Sicherheits- und Überwachungspaket auf den Weg gebracht, welches den Überwachungsstaat ausweitet. Auch das beschlossene Schulpaket wird von Wissenschaftlern und Schulexperten in weiten Teilen abgelehnt.

Unterm Strich hat die Regierungsarbeit für weite Teile der Bevölkerung wenig bis nichts gebracht. In den wesentlichen Zukunftsbereichen sind kaum Weichenstellungen erfolgt: Erweiterungen einer sinnvollen Demokratisierung durch die Möglichkeit von Volksabstimmungen wurde aufgeschoben, die Finanzierung der Pflege ist nach wie vor nicht gelöst und es mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die Bevölkerung die Pflegeleistungen schließlich über Versicherungen oder Ansparungsformen selbst bezahlen wird , in der Umwelt- und Klimapolitik gibt es außer Sonntagsreden nichts Handfestes, Bildungs- und Gesundheitspolitik sind weiterhin Baustellen mit Verschärfung zum Ausbau des Zweiklassensystems, selbst in der Europapolitik glänzte die Regierung weniger durch Inhalte als vielmehr durch mediale Selbstdarstellung und touristische Basisarbeit für die Stadt Salzburg.

 

Viele konkrete Ergebnisse hat dieses erste Jahr wahrlich nicht gebracht. Allerdings ist diese Regierung bereits nach einem Jahr für ein neues Klima im Land verantwortlich zu machen. Vor allem der Koalitionspartner, die FPÖ, hat - angefangen vom Verständnis von Migrationsfragen, über den BVT-Skandal bis hin zu Angriffen auf die Pressefreiheit im Land - unter Beweis gestellt, dass diese Partei nach wie vor für eine rückwärtsgewandte Politik steht, welche dieses Land auf Dauer nicht weiterbringen, sondern in eine Sackgasse führen wird. Die Kurz-ÖVP schweigt dazu und nützt diese Politik für eine gefährliche Spaltung der Gesellschaft. Das Klima ist rauer geworden in diesem Jahr.

 
Wochenkommentar vom 7.10. entfällt Drucken E-Mail

Diese Woche entfällt aus zeitlichen Gründen der Wochenkommentar.

 
Woko vom 30.9.: Das Volk kann begehren. Die Regierung wird das wenig interessieren. Drucken E-Mail

Diese Woche vom 1. bis 8. Oktober ist die Eintragungswoche für drei Volksbegehren, nämlich das „Frauenvolksbegehren“, „Don‘t smoke“ und „ORF ohne Zwangsgebühren“.

Es besteht kaum ein Zweifel darüber, dass alle drei Begehren die Hürde von 100 000

Unterschriften locker überspringen werden, damit ihr Anliegen im Nationalrat behandelt werden muss. Weitere 10 Volksbegehren befinden sich derzeit in der Unterstützungsphase, in welcher zumindest 8401 UnterstützerInnen das Anliegen unterzeichnen müssen, damit es zu einer Einleitung eines Volksbegehrens kommt.

Seit der Durchführung des 1. Volksbegehrens im Jahr 1964 wurden inclusive der nun

stattfindenden 42 Volksbegehren durchgeführt, von denen 34 im Nationalrat behandelt werden mussten. Allerdings war und ist diese Verpflichtung rein formaler Natur, weder der Ausschuss noch das Plenum des Nationalrates muss sich dem Willen der Unterzeichner anschließen. Wem wundert es da, dass nahezu alle Volksbegehren relativ bis vollkommen wirkungslos waren. Sie sind letztlich Formalübungen der direkten Demokratie, deren inhaltliche Anliegen jedoch überwiegend bedeutungslos bleiben und nur äußerst selten Auswirkungen auf die Regierungsarbeit haben. Am ehesten ist das noch dann der Fall, wenn sich eine oder mehrere Parteien hinter ein durch das Volksbegehren eingebrachtes Anliegen stellen und dieses unterstützen. Aber eine Erfolgsgarantie ist auch das nicht, denn allzuoft ist dieses Parteiinteresse weniger inhaltlicher Natur, sondern von parteitaktischen Überlegungen geprägt.

Direkte Demokratie sieht anders aus. Und die Regierungsparteien haben deshalb wohl auch die Umsetzung ihres Wahlversprechens, nämlich den Ausbau dieses Instrumentariums der direkten Demokratie durch erweiterte Möglichkeiten zur Durchführung von Volksabstimmungen auf das Ende der Legislaturperiode verschoben.

Selbstverständlich bieten Volksabstimmungen nicht nur Vorteile, sie können auch - da ihr Ergebnis für die Regierung bindend ist - zu problematischen Gesetzen führen, aber ließe sich das nicht auch von zahlreichen durch die Regierung getroffenen Beschlüssen sagen?

Gemäß unserer Bundesverfassung geht das Recht vom Volk aus. Es ist entschieden zu wenig, dieses Recht alleine auf Wahlentscheidungen zu beziehen. Wir brauchen also mehr direkte Demokratie, wir brauchen endlich ein erweitertes Recht auf Volksabstimmungen.

Da nicht zu erwarten ist, dass diese Regierung, aber auch kommende ernsthaft daran denken, dieses Recht entscheidend zu erweitern, sollten wir nicht länger darauf warten, sondern selbst dazu übergehen, Volksabstimmungen durchzuführen. Ich habe die Idee einmal als „Volksabstimmungen von unten“ bezeichnet, durchgeführt von den Bürgern selbst. In Zeiten der digitalen Vernetzung sollte diese Form von Willensäußerung neben dem einfachen Sammeln von Unterstützungserklärungen für ein Anliegen die Basis für so eine Volksabstimmung sein.

 

Leider bleibt zu befürchten, dass die drei in dieser Woche stattfindenden Volksbegehren jene parlamentarische Behandlung erfahren werden, die bisher bei Volksbegehren üblich war: kurz diskutieren und dann ablegen, schubladisieren. So gesehen ist es nur von sehr geringer Bedeutung, ob sie in dieser Woche auf die Gemeindeämter gehen werden, um die Anliegen zu unterstützen.


 
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