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Zur Zeit sind keine Eintrge vorhanden!Wochenkommentar vom 3.3.2013: Ein Clown der besten Art |
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Die Berichterstattung der meisten Massenmedien über den Wahlerfolg der Fünf-Sterne-Bewegung des Italieners Grillo war und ist geprägt von herabwürdigenden Äußerungen sowohl über die Person als auch über das Programm des Neopolitikers. Von „Politclown“ über „Komödiant“ bis zum „Antipolitiker“ hat man dem Wahlsieger Attribute verpasst, welche ihm in dieser herabwürdigen Weise so gar nicht gerecht werden, sein Programm hat man als „inhaltsleer“, „vage“ und „populistisch“ bezeichnet.
Dabei liegt es auch im Wesen des Clowns durch seine Darstellungskunst Wesentliches offenzulegen, was dem Betrachter bisher verschlossen blieb. Das lachende, befreiende AHA-Erlebnis des Zuschauers ist u.a. kennzeichnend für die wahre Kunst eines Clowns. Das ist Grillo mehr als gelungen.
Sein Wahlerfolg ist von den meisten Beobachtern und Wahlberichterstattern als ein Protestverhalten der italienischen WählerInnen gegen die etablierte Politik gedeutet worden. Damit haben und hatten sie sicherlich nicht ganz unrecht, aber die Vorstellung, dass viele WählerInnen sich auch mit einem Programm identifiziert haben könnten, welches in vielen Punkten auch realistische Alternativen zur herrschenden italienischen Politik darstellt, kam systemtreuen Medien logischerweise nicht oder nur sehr andeutungsweise über die Lippen. Frei nach dem Motto, zum bestehenden politischem System und den dieses vertretenden Parteien gäbe es keine ernsthaften und überlegenswerten Alternativen, wird das Wahlvolk bewusst getäuscht.
Grillo analysiert:
” `Ich weiß nicht, wie im Dritten Weltkrieg gekämpft werden wird, aber ich kann Ihnen sagen was sie im Vierten benutzen werden: Steine!` Die Konsequenzen, die Grillo aus einem von Lobbyisten und vom Finanzkapital beherrschten korrupten politischem System zieht, zielen in erster Linie auf den Ausbau einer direkten Demokratie, teilweise angelehnt an das Schweizer Vorbild. Alle politischen Entscheidungen sollen durch Volksabstimmungen bestätigt werden, im Parlament verabschiedete Gesetze müssen zunächst 3 Monate lang veröffentlicht und kommentiert werden, bevor sie Rechtswirksamkeit erreichen, Volksabstimmungen soll es auch ohne Quoren geben, namentliche Abstimmung der Politiker darüber, Reduktion der Amtszeit von Politikern, Abschaffung einer Pensionsberechtigung nach zweieinhalb Jahren Amtszeit, keine Wahlkampfgelderzurückerstattung, Trennung von Partei- und Staatsämtern, Abschaffung der Wahlkampferstattungen, Verbot von Banken und öffentlichen Institutionen an Medienverlagen u.v.m. Im Bereich der Wirtschaft lässt Grillo mit zahlreichen, längst überfälligen Reformgedanken aufhorchen: Förderung lokaler Produktion; Abschaffung von Monopolen und Aktienoptionen; stärkere Repräsentation von Kleinaktionären in börsennotierten Unternehmungen; Verbot der Kumulation von Aufsichtsratsposten; Hemmnisse für Unternehmen, die soziale Schäden verursachen u.a.m. Aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie etwa im Bildungs- und Gesundheitswesen ist das Programm der Fünf-Sterne-Bewegung sehr beachtenswert: Siehe http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=278111 Grillo ist also ein Clown im besten Sinn des Wortes, alles andere als ein Politclown. Von letzteren hat nicht nur die italienische Gesellschaft genug, sondern auch wir in Österreich. Grillos Parteiprogramm hingegen ist es wert, sich damit auseinanderzusetzen. (Gerhard Kohlmaier)
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