Diese Ganztagsschule muss verhindert werden Drucken E-Mail

 

Es macht Schule. Das Ganztagsgeheul der politisch ernannten Schulexperten wird nun, nachdem es monatelang auf die Bevölkerung mithilfe der Medien niederprasselte, auch von der bisher skeptischen ÖVP teilweise übernommen. Schließlich nahen die nächsten Wahlen und gegen eine bereits breit geschlagene Öffentlichkeit lässt sich schwer ein Wahlerfolg bzw. ein Staat machen.

Dabei wäre die verschränkte Ganztagsschule, also ein Schulunterricht, der über den Tag verteilt stattfindet, unterbrochen von freizeitbetreuten Lernpausen durchaus eine Möglichkeit frischen Wind in unser Schulsystem zu bringen. Wäre, ist aber nicht. Denn eine qualitativ hochwertige Betreuung der Schüler in einem ganztägigen Schulsystem hängt in erster Linie eben nicht von ideologisch motivierten Sprachhülsen verschiedener Politiker ab, sondern von den finanziellen Möglichkeiten, die man für den Ganztagesausbau des Schulsystems in die Hand zu nehmen gedenkt: Erholungsräumlichkeiten für Schüler und Lehrer im Sinne einer Schule als Lebensraum, nicht als Aufbewahrungsstätte, Arbeitsräume und Arbeitsmittel für Lehrer, Einsatz von qualifiziertem pädagogischen Betreuungspersonal, Stützung und Förderung von leistungsmäßig schwächeren Schülern durch kleinere Klassengrößen, Abgeltung von etwaigen Mehrleistungen der Lehrer, denn derzeit gibt es so gut wie keine Personalreserven u.v.m.

Und da kehrt bei jedem Kenner unseres derzeitigen Politsystems schnelle Ernüchterung ein, denn „für den Ausbau der Ganztagsschule sollen in den nächsten Jahren 80 Millionen “ investiert werden (ORF, 14.11.2012), ein geradezu lächerlicher Betrag. Beispielsweise hat der Staat alleine der Kärntner Hypo bis dato 1,55 Mrd. an Steuergelder zur Verfügung gestellt, noch 2012 sollen weitere 1,5 Mrd. folgen, für 2013 zeichnet sich ein weiterer Bedarf von 700 Mill. ab. Da wären wir dann so ca. bei 4 Mrd. Euro. 80 Millionen im Vergleich dazu ist der Regierung eine der größten Bildungsreformen, die in Österreich je stattgefunden haben, wert. 80 Millionen lässt sie sich diesen großen Wurf kosten, der das staatliche Schulsystem endgültig in die Bedeutungslosigkeit führen wird.

 

Unter solchen Finanzumständen kann eine Ganztagsschule nur zu einer Aufbewahrungsstätte entarten und wird den bereits vor über 10 Jahren in einem Schlusskommunique einer OECD-Bildungskonferenz formulierten Zielszenario gerecht:  "Wir brauchen in Hinkunft in den industrialisierten Staaten an die 5% an Gebildeten. Diese sollen aus den sozialen Eliten der Länder kommen." Auch der Vertrag von Lissabon sieht im staatlichen Bildungsbereich - neben dem Gesundheitsbereich - eine der letzten Bastionen, die bisher der Liberalisierung standgehalten haben und nun, nachdem nahezu alles dem freien Markt untergeordnet worden ist, zerschlagen werden muss, damit teure Privatschulen auch die Bildung dieser 5% übernehmen können. Und die Sprösslinge unserer Politiker sitzen auch schon seit geraumer Zeit in diesen Privatschulen, sicherlich weil sie den hervorragenden Karrierechancen der gewöhnlichen Bevölkerung an den öffentlichen Schulen nicht im Wege stehen wollen. Nobel, was?

Aus den erwähnten Gründen ist die Ganztagsschule alles andere als eine Verbesserung unserer Bildungssituation an den Schulen und strikt abzulehnen. (Gerhard Kohlmaier)

 

Erschienen auch in der Wiener Zeitung vom 21.11.2012. Siehe http://www.steuerini.at/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=17&Itemid=21

Â