Wochenkommentar vom 17.11.2013: Warum ein unbefristeter Lehrerstreik notwendig ist Drucken

Ob die letzten HYPO-Bilanzen gefälscht sind, wie Medien vor kurzem in den Raum stellten, tut eigentlich nichts zur Sache. Welche Bilanz war bisher schon korrekt? So kann auch das Volk nicht wissen, wie viel ihm das Desaster noch kosten wird. Ihm, dem Steuerzahler.

Dass die Volksbanken-AG für 2014 den Steuerzahler neuerlich um eine Milliarde Bankenhilfe erleichtern wird, ist auch längst nicht mehr das eigentliche Problem, auch wenn es zum Murren Anlass gibt. Auch hier bleibt völlig ungewiss, um wie viele Milliarden der Steuerzahler in Zukunft noch erleichtert werden wird.

Und wenn das Milliardenloch in der Bilanz der Regierung von kolportierten 40 Milliarden nun plötzlich nach Regierungssichtweise auf 24 Milliarden geschrumpft sein soll, so weiß der Staatsbürger, dass diese Aussage sowie die Berechnungsweise nichts bedeuten. Sie ist so viel wert wie der Wunsch, der nächste Sommer möge doch weniger heiß werden.

Was der Staatsbürger jedoch inzwischen weiß, ist die Tatsache, dass er von seinen gewählten Repräsentanten und deren Vasallen in wichtigen staatlichen und mächtigen privaten Institutionen ständig getäuscht und belogen wird.


Dieses Lügen und Täuschen ist mittlerweile sogar salonfähig geworden. So meinte u.a. auch die Wirtschaftsforscherin Schratzenstaller , man könne doch von den Parteien nicht verlangen, dass sie vor den Wahlen die Wahrheit sagten. Das sei doch systembedingt.

Das aber ist das eigentliche Problem. Dieses System hat keinerlei Reinigungskraft, weil es durchsetzt von Akteuren ist, welche die Karrierestufenleiter nur dann erklimmen, wenn sie sich beim Mittäuschen und Tarnen bewährt haben.


Ein gutes Beispiel für diese Täuschungsmanöver ist das neue Lehrerdienstrecht. Hierbei wird dem Volk vorgegaukelt, es handle sich dabei um einen wichtigen Bestandteil einer neuen Bildungsoffensive, durch den die Qualität des Schulwesens verbessert werden kann. Dass jeder im Schulbetrieb Tätige weiß, dass das Gegenteil der Fall ist, tut nichts zur Sache. Die zahlreichen während des Begutachtungsverfahrens eingebrachten Bedenken gegen das Gesetz wurden von Regierungsmitgliedern nicht einmal gelesen. Die Einwände von im Unterrichtswesen Beschäftigten, von Eltern, von Schülern interessieren die „Volksvertreter“ nicht, wissen sie doch ganz genau, dass der Grund für dieses Gesetz nicht eine Erhöhung, sondern eine Reduktion der Bildungsqualität im öffentlichen Schulwesen bewirken wird. Das aber ist der eigentliche Zweck dieses Gesetzes, denn dadurch wird ein wichtiger Schritt zur „Liberalisierung“ des Schulwesens vollzogen. Die Folge davon wird ein Zweiklassenschulsystem sein, in welchem qualitativ hochwertige Bildung nur mehr an teuren Privatschulen für jene erhältlich sein wird, die es sich auch leisten können. Zudem nützt die Regierung im Rahmen dieses Gesetzesvorhabens auch noch die Gunst der Stunde, um die Beendigung der Sozialpartnerschaft zu erproben und das Gesetz ohne Zustimmung der Gewerkschaft zu beschließen.


Die Akteure dieses Systems fühlen sich längst nicht mehr dem Volk verpflichtet, sondern dem international agierenden Finanzkapital, den großen Konzernen und den international tätigen Organisationen, welche die Steuerungsmechanismen in der Hand haben und vorgeben. Sie sind einer echten Systemkritik und Systemänderung nicht zugänglich, weil sie einerseits systemblind und daher in diesem Sinne einfallslos sind, andererseits würden sie sich dadurch selbst in Frage stellen und fürchten daher um ihre gut dotierten Systemrollen.


Einzig und allein das Volk vermag es unter Ausschöpfung aller noch existierenden demokratischen Grundrechte und durch vermehrte politische Aktivität des einzelnen Bürgers jenen Druck auf die herrschende Politik zu erzeugen, welcher die Akteure in wichtigen Fragen zum Umdenken zwingt. Eine solche Gelegenheit könnte sich kommende Woche bieten, wenn die Regierung das neue Lehrerdienstrecht tatsächlich beschließen sollte. Die Folge davon muss ein unbefristeter Streik der Lehrer sein, dem sich all jene anschließen sollten, die gegen eine Verminderung der Bildungschancen und eine Reduktion der Bildungsqualität im Interesse der Zukunft ihrer Kinder sind, aber auch all jene, welche es nicht so einfach hinnehmen wollen, dass die Sozialpartnerschaft außer Kraft gesetzt wird. (Gerhard Kohlmaier)