Woko vom 10.12.: Nicht nur zur Weihnachtszeit Drucken

Paketzusteller haben es gerade in der Vorweihnachtszeit immer schwerer, und das ist wortwörtlich zu verstehen. Eine Flut von Paketen wartet täglich auf Zustellung. Der Trend zum Heimeinkauf ist nicht mehr aufzuhalten. Es werden immer mehr Produkte online bestellt - rund um die Uhr: Kleidung, Möbel, Bücher, CDs,..., ja selbst Lebensmittel und Getränke kauft der moderne Konsument bequem von zu Hause aus ein. Alleine in den letzten 10 Jahren ist der Anteil der Nutzer von Online-Einkäufen nahezu um das Doppelte gestiegen, Tendenz stark steigend, und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Auch wenn der Einzelhandel versucht auf diesen Verkaufserfolg aufzuspringen, so zeigt sich immer deutlicher, dass es vor allem die großen Händler und Konzerne sind, welche davon profitieren, wie beispielsweise Zalando oder Amazon.

Der österreichische Konsument tut sich mit diesem Kaufverhalten jedoch auf Dauer nichts Gutes, denn abgesehen davon, dass all seine Kaufgewohnheiten penibel zu verfolgen sind, er immer mehr zum gläsernen und damit auch manipulierbaren Konsummenschen wird, trägt er dadurch nicht unwesentlich dazu bei, dass kleinere Händler zusperren müssen. Diese können weder im Bereich des Angebots noch in der Organisationsstruktur mit den Großen mithalten, zudem sind deren Fixkosten zu hoch, um beim Preisdumping mithalten zu können. Ähnlich wie die Einkaufszentren rund um unsere Städte in ländlichen Bereichen bereits zum Aussterben ganzer Stadtzentren geführt haben, birgt der Online-Handel ähnliche Gefahren auch für die großen Städte in sich, wobei nun selbst die Einkaufszentren zunehmend unter Druck geraten.

Wieder einmal stellt sich für den Konsumenten die Frage, ob er sich gegen diesen Trend stellen sollte, denn scheinbar bringt ihm dieses Kaufverhalten doch nur Vorteile: Die Waren sind im Durchschnitt preislich günstiger als im Einzelhandel, die Auswahlmöglichkeit ist größer, die Zustellung erfolgt bequem ins Haus.

Zunehmende Insolvenzen im stationären Einzelhandel sind vorprogrammiert, das bedeutet aber auch eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, denn die digitale Welt spuckt den Großteil der Verdrängten aus und verdaut nur einen Teil von ihnen, und das meist zu schlechteren Lohn- und Arbeitsbedingungen.  Es drohen aber auch der Verlust von städtischer Infrastruktur, unter Umständen auch negative Folgen für die Umwelt durch einen erhöhten Energiebedarf, wie einige Studien behaupten. Und schließlich wissen wir aus Erfahrung, dass sich die Bereitschaft der großen Konzerne, ihre Gewinne auch dementsprechend zu versteuern, in Grenzen hält. So kann steigendes Wirtschaftswachstum eben auch zu sinkenden Steuereinnahmen für die Staaten führen. Ein weiteres Dilemma, das durch den Einkauf vom Wohnzimmer aus noch verstärkt wird.

 

Mündige Konsumenten sind daher gefragt, Konsumenten, die nicht nur kurzfristige Vorteile des Online-Handelns sehen, sondern eben auch die Nachteile. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.