Woko vom 4.9.2016: Wir brauchen eine Wirtschaft für die Menschen, nicht gegen sie! Drucken

Die Wirtschaft muss wachsen, dann wird man der Arbeitslosigkeit Herr. So oder ähnlich tönen unsere einfallslosen Politiker nahezu tagtäglich. Tatsächlich produzieren wir ständig mehr, die Produktivität steigt, die Wertschöpfung ebenfalls, aber eben nicht in allen Bereichen, sondern eben nur in einer den Menschen eingeredeten beschränkten Konsumwelt, in welcher massenweise Wegwerfprodukte geschaffen werden. Dabei bedienen sich die globalen Konzerne immer mehr der Maschinenwelt statt der Arbeitswelt. Arbeiter sind teuer, Maschinen schaffen in wesentlich kürzerer Zeit mehr Produkte, und das ohne steuerlich belastet zu sein. Ganz im Gegenteil, deren Anschaffung kann man von der Steuer abschreiben.

Die politischen Systeme in den Staaten und Staatengemeinschaften unterstützen dabei diesen kurzsichtigen ökonomischen Kurs, der in absehbarer Zeit in staatliche und soziale Katastrophen führen muss.

In staatliche, weil den Staaten dabei die Einnahmen ausgehen müssen, welche sie zur Erhaltung einer vernünftigen Infrastruktur in allen Bereichen dringend benötigen, in soziale, weil diese auf globale Märkte abzielende Monostruktur von Unternehmen Schlachtfelder hinterlässt, welchen zunächst einmal die Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft zum Opfer fallen müssen, in weiterer Folge jedoch auch breite Teile des so genannten Mittelstandes. Letztere drohen nicht nur an der Abgabenlast, welche den Sozialstaat noch so schlecht und recht zu sichern versucht, erdrückt, ihre Kosten steigen unweigerlich, um den Status quo aufrecht zu erhalten, sie werden auch zunehmend wegrationalisiert und rutschen schließlich selbst ins Heer der Sozialhilfeempfänger ab.

Auf Dauer bleiben bei dieser Entwicklung ungefähr jene 10 Prozent der Bevölkerung übrig, welche man zur Versklavung der restlichen Bevölkerungsteile braucht.

Als Beispiel für diese Besorgnis erregende Entwicklung seien hier nur einige Wirtschaftsbereiche angeführt:

In der Landwirtschaft hat man unter Mithilfe des EU-Managements nahezu einen ganzen Berufsstand vernichtet, geblieben sind monokulturelle Global player, deren Erzeugnisse noch dazu mit Milliarden gestützt werden müssen, damit sie für die Konsumenten leistbar bleiben.

In der Banken- und Versicherungswelt sind die neuen Angestellten die Konsumenten selbst, welche in den Foyers der Institute unentgeltlich die Arbeit verrichten und die Maschinen bedienen, bei den Fluggesellschaften muss man nur noch darauf warten, bis man auch selbst fliegen muss bzw. diese Arbeit auch von einem Roboter erledigt wird. Ebenso braucht man im städtischen Nahverkehr in zahlreichen Großstädten schon jetzt keine Menschen mehr, welche die Straßenbahnen, Züge und U-Bahnen bedienen.

Selbst im Bereich des Journalismus gibt es automatisierte Berichterstattung, deren sich bereits einige Medien bedienen. Außer ganz wenigen Berufsfeldern, wie vielleicht den Ärzten, bleibt der Großteil der heutigen Arbeitswelt von dieser Entwicklung nicht verschont.

Wohin diese Entwicklung führt, ist leicht auszumalen, wenn nicht endlich gegengesteuert wird. Der ökonomische Unsinn von Angebot und Nachfrage, welches im Gleichgewicht sei, ist längst überholt. Ebenso sind die Märkte längst Selbstzweck geworden, welche den Konsumenten abhängig machen statt ihm zu dienen.

Vor diesem Hintergrund ist die Rede vom ständigen Wirtschaftswachstum, bei welchem der Mensch auf der Strecke bleibt, zu sehen. Was wir brauchen ist ein nachhaltiges Wirtschaften, eine neue ökonomische Sichtweise der Problematik, eine Ökonomie für und nicht gegen die Menschen. Dafür aber sind unsere Politiker blind und ungeeignet. (Gerhard Kohlmaier)