Woko vom 2.9.2018: Wir vernichten uns gerade selbst Drucken

Verheerende Waldbrände in Europa; Dürreschäden in Milliardenhöhe in der Landwirtschaft; Hitzeperioden, gefolgt von heftigen Unwettern mit Überschwemmungen und Vermurungen; immer schneller schmelzende Gletscher und der enorme Rückgang des Polareises; Landschaften, die für Mensch und Tier unbewohnbar werden; Artensterben in der Tierwelt: der Klimawandel ist längst traurige Realität.

Man könnte fast behaupten, die Menschheit habe akribisch auf diesen Zustand hingearbeitet, denn trotz jahrzehntelanger Warnungen von Wissenschaftlern vor den Folgen des Treibhauseffektes, wurden diese sowohl von Politik als auch von der Wirtschaft und schließlich den Menschen selbst überwiegend ignoriert. Darüber können auch die zaghaften Versuche einer Reduktion der Treibhausgase durch die Konferenz von Kyoto oder durch das Pariser Abkommen nicht hinwegtäuschen.

Wir sind mittendrin beim Ruinieren unserer eigenen Lebensgrundlagen, denn es geht längst nicht mehr alleine um die Frage, ob wir Menschen bei einer Erderwärmung von einigen Graden überleben können. Vielmehr droht durch unser unbedachtes Zutun das gesamte Ökosystem Erde zu kippen: Wir betreiben Landwirtschaft, welche die Böden kaputt macht und auslaugt, wir düngen, was das Zeug hält, vergiften dadurch Tiere und schleichend uns selbst. Wir gefährden unsere Trinkwasserreserven, wir holzen Wälder ab, machen unsere Meere zu Mülldeponien, vergeuden nach wie vor Rohstoffe, die uns irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen werden, und verpesten im wahrsten Sinn des Wortes unsere Luft und verändern unser Klima.

Ist der Mensch tatsächlich so dumm, dass er seine eigenen Lebensgrundlagen vernichtet? Was sind die Gründe für sein Nichthandeln?

Nein, die Menschen sind nicht dümmer geworden, ganz im Gegenteil: sie wissen immer besser Bescheid über wesentliche Zusammenhänge, insbesondere jene, welchen man meinungsbildende Rollen zuordnet, wie beispielsweise Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft. Allerdings hat sich dieses Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert.

Die herrschende Politik betreibt auf allen Ebenen seit langer Zeit Symptombekämpfung, nicht Ursachenanalyse, und auf Grund dieser Gestaltung der Zukunft. Das finanzwirtschaftliche Denken - und dieses ist leider trotz schwerer Krisen immer noch das bestimmende ökonomische Denken -  hat u.a. auch deshalb das politische Denken längst überlagert bzw. spannt es für seine Interessen ein. Es sind die Großkonzerne, die „globalen Spieler“,  deren Macht- und Reichtumsgier leicht beeinflussbare politische Systeme zu ihren Gunsten dirigieren. So haben beispielsweise die deutschen Autokonzerne trotz ihrer betrügerischen Machenschaften rund um die Abgaswerte ihrer Produkte vor kurzem erreicht, dass die verantwortlichen EU-Politiker dabei zugestimmt haben, dass manipulative Messmethoden des Abgasverhaltens ihrer Vehikel weiterhin aufrecht erhalten werden können.

Eine Politik, welche sich solcherart unter die Fittiche des Kapitals begibt, agiert nicht nur zu Lasten unseres Ökosystems. Denn um die Geldgier der Auftraggeber zu befriedigen, werden in allen Staaten auch die Sozialsysteme und andere Errungenschaften funktionierender Staatswesen zum Nachteil der Mehrheit der Bürger heruntergefahren.

 

Unter diesen Bedingungen ist es tatsächlich schlecht bestellt um eine unsere Lebensgrundlagen erhaltende Öko- und Klimapolitik. Aber es ist auch schlecht bestellt um uns selbst und unser politisches Bewusstsein, wenn wir uns gegen eine solche Politik nicht entschiedener zur Wehr setzen.