Wochenkommentar vom 30.9.2012: Stronach ist keine Alternative; erschienen auch in der "Wiener Zeitung" vom 3.10.2012 Drucken E-Mail

Ich gehe davon aus, dass Frank Stronach seinen Wohnsitz von der Schweiz nach Österreich verlegen wird, und zwar bald. Denn es macht keine gute Optik, wenn man sein Geld steuerschonend im Nachbarland versteuert, dort eine Steuerpauschalierung in Anspruch nimmt, obwohl Frank in Österreich gerade für neue Werte einzutreten beginnt. Außerdem beginnen die Schweizer Behörden gegen den Austrokanadier zu ermitteln, ob er nicht einen Scheinwohnsitz aufrecht erhalte, um sich Steuern zu sparen. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung.

Der Mann, der wie ein Despot an der Spitze seiner von ihm ins Leben gerufenen Partei zu stehen gedenkt, spricht von Werten, die er selbst vorzugeben gedenkt: von Wahrheit, Transparenz und Fairness.

Selbstverständlich trifft er – nach Korruptionsskandalen und einer EU-Politik gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung - mit diesen Schlagwörtern die Sehnsucht von vielen ÖsterreicherInnen nach einer anständigeren Politik. Aber bereits bei der Frage nach der Besteuerung seines eigenen Vermögens lässt der Saubermann diese Transparenz vermissen.

Unter Wahrheit scheint er nach seinen Erstauftritten in der Öffentlichkeit das zu verstehen, was er als solche ausgibt, Kritik daran wird mit autoritärem und sein Gegenüber denunzierendem Stil in die Schranken gewiesen. Was er unter Fairness versteht, bleibt schwammig und ist nicht mehr als ein Slogan, der in den bisherigen Aussagen des Milliardärs inhaltslos geblieben ist.

Ziemlich klar agiert der Politnewcomer allerdings, wenn er sein Verständnis von Wirtschaft preisgibt. Hier kommt ein Neoliberaler zum Vorschein, der Tüchtigkeit einzig den Marktmechanismen unterzuordnen gedenkt. So sollten auch die Tüchtigen und Braven nach 20-jähriger Arbeitszeit allein von den Zinsen des Angesparten leben können. Diese Theorie der Geldvermehrung durch Zins und Zinseszins entspricht genau dem Katastrophenszenario, welches derzeit die Mehrheit der Bürger ganzer Volkswirtschaften zu modernen Sklaven degradiert. Hier verrät der Selfmademan seine wahre Ideologie.

Herr Stronach, Sie sind wahrlich kein Politstern am düsteren österreichischen Polithimmel, Sie sind bestenfalls eine Sternschnuppe, die schon wieder verglüht. Sie sind keine Alternative im Politsumpf unseres Landes. Österreich hat von Politikern Ihres Kalibers bereits genug! (Gerhard Kohlmaier)