Wochenkommentar vom 4.3.2012: Neoliberale werden immer konkreter: Abstand vom Sozialstaat gefordert! Drucken E-Mail

 

EZB-Präsident Mario Draghi sagt es ganz unverblümt: „Laut Mario Draghi, dem ehemaligen Goldman-Sachs-Mitarbeiter und neuen Hüter der Einheitswährung, wird die Rettung des Euro viel Geld kosten. Seiner Meinung nach existiert “kein Hintertürchen”, durch das sich die hochverschuldeten Länder vor den schweren Sparprogrammen retten könnten. Das bedeutet auch, vom Sozialmodell Abstand zu nehmen, welches unsere Arbeitsplätze sicherte und großzügige soziale Ausgleiche schuf.

Dieses Modell, das seit dem Zweiten Weltkrieg Europas Wohlstandsfundament bildet, ,gehört‘ Mario Draghis Meinung nach ,der Vergangenheit an‘. “ (www.presseurop.eu/de/content/article/1555691-draghi-traegt-europas-sozialmodell-zu-grabe, 27.2.2012)

Und am 2.3. unterzeichneten 25 Regierungschefs von EU-Ländern, darunter auch der österreichische Bundeskanzler Faymann, den so genannten Fiskalpakt, wodurch der österreichische Staat wesentliche finanzielle Hochheitsrechte an die EU-Kommission abgibt.

Die Steuerinitiative fordert über diesen „Fiskalpakt“, welcher in wichtigen Punkten eine Änderung der österreichischen Verfassung bedeutet, eine Volksabstimmung. Noch dazu, da dieser Vertrag eine markante Veränderung des Lissabon-Vertrages bedeutet und daher allein schon aus diesen Gründen - man erinnere sich an das Versprechen der SPÖ, über zukünftige Änderungen des Lissabon-Vertrages das Volk zu betragen - Thema einer Volksabstimmung sein muss. Die Faymann-SPÖ und die ÖVP denken jedoch in keiner Weise daran, dies zu tun.

Im Gegenteil, sie haben sich bereits seit langer Zeit entschieden, den neoliberalen Kurs gegen die Mehrheit der BürgerInnen fortzusetzen. Das bedeutet im Wesentlichen genau das, was der EZB-Präsident Draghi ganz offen sagt: Abbau des Sozialstaates auf der einen Seite, Milliardeninvestitionen der Staaten in Banken und in das neoliberale Finanzsystem auf der anderen Seite. Ihnen zur Seite stehen die politischen Vasallen in allen wichtigen Staatsämtern sowie die wichtigsten Medien.

Das jüngste Kapitel in dieser Umverteilungspolitik sind die den Banken vor wenigen Tagen neuerlich zur Verfügung gestellte Summe von 530 Milliarden Euro. Steuergeld, welches - wie die bereits im Dezember des Vorjahres zur Verfügung gestellten 490 Milliarden - in erster Linie wieder zum Schuldenabbau der Banken, zum Anleihenkauf und für weitere Spekulationen auf den Finanzmärkten - die nächsten Krisenszenarien werden somit geschürt - verwendet wird, während gerade einmal 40 Milliarden davon der Wirtschaft als Kredite zur Verfügung gestellt wurden.

Die BürgerInnen werden zur Umsetzung dieser Politik mit einem Sparpaket nach dem anderen bedacht, ohne zu begreifen, dass sie diese Politik weder kurz- noch langfristig aus der Umklammerung dieses perfiden neoliberalen Systems bringen wird, sondern im Gegenteil, sie großteils an den Rand ihrer Existenz bringt. Der griechische Weg beweist dies eindrucksvoll, und inzwischen ahmen alle EU-Länder  diese Krisenbewältigungsstrategie nach.

Mit dem Abbau des Sozialstaates geht ein Abbau der Demokratie einher. Ein Szenario, das ebenfalls nicht neu ist, aber von den Regierungen weiter ungehindert fortgesetzt wird. Soziale Konflikte sind durch diese Politik vorprogrammiert.

Wir benötigen daher unbedingt eine Volksabstimmung gegen diese „Politik gegen das Volk“ und wir können und müssen diese Volksabstimmung selbst organisieren, denn die herrschende Politik hat kein Interesse daran! (Gerhard Kohlmaier)

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Kommentar von Peter Rabl im Kurier vom 3.3.2012, in dem er über die Griechenhilfe schreibt: "Dabei war dieser ganze europäische Kraftakt ein arger Etikettenschwindel. Geholfen wurde in Wahrheit nicht „den Griechen“, sondern den Banken und Fonds, die sich über Jahre mit griechischen Staatsanleihen goldene Nasen verdient hatten. Einmal mehr in der globalen Krisenbekämpfung wurden private Risiken und drohende Verluste von den Staaten und damit den Steuerzahlern aufgefangen. Selbst die Beteiligung der Banken und Fonds an der Schuldenreduktion Griechenlands ist in Wahrheit zum Vorteil der Spekulanten und ihres Systems." Siehe: http://kurier.at/nachrichten/4487213-ein-teurer-abschied-von-den-griechen.php