Woko vom 24.3.: Es ist an der Zeit, eine Politikerscham zu entwickeln Drucken E-Mail

Während sich in Schweden die Klimaproblematik zur Einführung einer Ökosteuer im Flugverkehr sowie einem breiten Trend innerhalb der Bevölkerung - bekannt als Flugscham - niedergeschlagen hat, wurde in Wien eine dritte Piste für den Flughafen Wien bewilligt.

Die verantwortlichen Politiker jubeln, sprechen von der Schaffung neuer Arbeitsplätze, von der steigenden Attraktivität des Flughafens, von Wachstum. Aber während Wien auf  diese Art und Weise wachsen will, wird durch das stärkere Flugaufkommen auch die Umweltbelastung durch den vermehrten Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zunehmen.

Das Diktat des wirtschaftlichen Wachstums und der Gewinnsteigerung scheint die österreichische Politik leider auch in jenen Bereichen fest im Griff zu haben, wo Wachstum nachweislich in die ökologische Katastrophe führen muss, abgesehen von der Tatsache, dass es kein unbeschränktes Wachstum geben kann.

Seit Jahrzehnten ist die österreichische Verkehrspolitik selbst die Katastrophe, weil sie nicht vorausschauend agiert. In ganz Österreich wurden Bahnlinien stillgelegt, verfallene Bahngebäude, Brücken usw. legen Zeugnis von dieser Entwicklung ab. Wie kurzsichtig diese Politik ist, zeigt sich derzeit etwa am Beispiel der Stilllegung der Bahnverbindung zwischen Waidhofen und dem tschechischen Slavonice. Während Erholungssuchende die ehemalige Bahntrasse als Radweg nützen können, donnern über die Bundes- und Landesstraßen tausende mit Holz schwer beladene LKW, die eigentlich auf die Schiene gehörten. Der letzte, in dieser Region niederschlagslose und heiße Sommer hat unter Mithilfe des Borkenkäfers große Mengen von Wald vernichtet, der nun mit Schwerfahrzeugen abtransportiert werden muss. Die Folge ist weniger CO2-Entnahme aus der Luft durch immer weniger Bäume, aber noch mehr CO2-Ausstoß in die Atmosphäre durch den zunehmenden Schwerverkehr. Ein Teufelskreis, der sich hier gebildet hat.

Und nun unternimmt diese Regierung noch alles, um den Flugverkehr, einen der Hauptverursacher der CO2-Emissionen, noch weiter auszubauen, anstatt diesen in vernünftigem Maße einzuschränken. Vernünftig wäre es zum Beispiel, innerösterreichische Flugverbindungen gänzlich von den Flugplänen zu streichen, aber auch Kurzstreckenflüge ins benachbarte Ausland, wie etwa nach München. Diese Ziele sind nahezu zeitident mit der Bahn erreichbar, rechnet man An- und Abfahrten sowie die Zeit zum Ein- und Auschecken der Flüge hinzu. Und wenn es schon Fluggesellschaften gibt, die solch unsinnige Flüge anbieten, dann wäre es Aufgabe der Politik hier steuernd einzugreifen und diese Destinationen mit einer Art von Öko-Sondersteuer zu belegen, welche solche Kurzstreckenflüge finanziell unattraktiv machen.

 

Die Schweden entwickeln seit einiger Zeit eine „Flugscham“ und reisen zunehmend mit der Bahn, wir sollten eine „Politikerscham“ entwickeln und unseren unverantwortlich agierenden Politikern die Gefolgschaft verweigern.