Woko vom 18.11.: Wenn Widerstand zur Bürgerpflicht wird Drucken E-Mail

 

Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA), der größte Sozialversicherungsträger Österreichs, welcher vor allem die Pensionen von Arbeitern und Angestellten zu sichern hat, plant auf einem der letzten Grünstreifen, welche entlang dem Handelskai in Wien noch existieren, den Bau einer Hochgarage mit 450 Stellplätzen.

Die PVA besitzt in ihrer Hauptstelle in der Wehlistraße im 2. Wiener Gemeindebezirk bereits eine Garage mit 850 Stellplätzen. 40 m vom geplanten Bauort entfernt befindet sich zudem ein Parkplatz, welcher nie ausgelastet ist. Außerdem ist die PVA bestens an das öffentliche Verkehrssystem angeschlossen - zwei Autobuslinien, welche zwischen der U1 und der U6 sowie der Schnellbahn gleichsam im Minutentakt pendeln, halten direkt vor dem Eingang. Weiters befindet sich der Standort des Bauvorhabens inmitten eines Wohngebietes. Um dort den Verkehr zu beruhigen, wurden erst vor etwas mehr als einem Jahr seitens der Bezirkspolitiker geeignete Maßnahmen ergriffen.

Nicht nur diese würden durch den Bau ad absurdum geführt werden. Auch die Schadstoffbelastung der Luft sowie die Lärmbelastung würde sich dadurch extrem verschlechtern.

Aus diesen Gründen haben sich im März dieses Jahres alle politischen Fraktionen im Bezirk im Rahmen einer Resolution gegen das Projekt ausgesprochen. Wohlgemerkt alle Fraktionen. Die Bürger selbst haben sich im Rahmen der Bürgerinitiative „Lebensraum statt Verkehrsstau“ organisiert und lehnen das Bauvorhaben ebenfalls ab.

Nichtsdestotrotz wollen die Verantwortlichen den Bau durchziehen. Eine Baugenehmigung dafür existiert bereits, nun wurde im Bezirk selbst um eine Rodungsbewilligung für die am Grundstück stehenden Bäume angesucht. Seitens der Bezirkspolitiker wird versichert, dass diese Genehmigung nicht erteilt werden wird.

Die Sache wäre also bereits gegessen. Denn auf den Bäumen wird man wohl keine Hochgarage erbauen können. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich die etablierte Stadtpolitik wieder einmal gegen die Interessen der betroffenen BürgerInnen und ihrer Repräsentanten, der Bezirkspolitiker, stellen wird und für die Durchführung des Vorhabens Sorge tragen wird.

Oder aber steht ein Weihnachtswunder an? Nichts leichter als das, wenn die verantwortlichen Planer des Projektes, welche ihre Gelder zu 99 Prozent von den Versicherten selbst erhalten, sowie die Stadtpolitiker Vernunft walten lassen und in Zeiten von Klimaerwärmung und Zurückdrängung des Individualverkehrs in den Großstädten davon Abstand halten, eine der ohnehin bereits raren Grünzonen der Stadt einer unsinnigen Verkehrshölle zu opfern. Vorschläge dazu, das Areal nicht zu zerstören, sondern sinnvoll im Sinne der Versicherten zu nutzen, gibt es. Beispielsweise könnte man für das ambulante Rehab-Zentrum der PVA eine Rehab-Zone im Grünen errichten.

 

Die betroffenen BürgerInnen und die Bezirkspolitiker sind sich jedoch einig: Tritt das „Wunder“ nicht ein, dann wird weiterer Widerstand gegen das Projekt zur Pflicht. Aber bis Weihnachten sind ja noch einige Wochen.