Wochenkommentar vom 19.5.2013: Eine allgemeine Rezession droht Drucken E-Mail

 

2013: Hinter den Aktienkursrekorden lauert die globale Rezession

- Pressemitteilung des GEAB vom 16. Mai 2013 (GEAB N°75)

Trotz des allgemeinen Eindrucks, den die Medien verbreiten und der durch die Rekorde an den amerikanischen und japanischen Aktienmärkten bestätigt zu werden scheint, dass sich die Weltwirtschaft sich in einer Schönwetterzone befinde, verliert sie deutlich an Fahrt und eine allgemeine Rezession zeichnet sich ab. Die verschiedenen Akteure sind sich dessen sehr wohl bewusst und angesichts der Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Konjunktureinbruchs legen die Staaten und Regionen verschiedene Strategien auf, mit denen die Folgen gedämpft werden sollen. Einige davon scheinen eher von Verzweiflung diktiert zu sein oder sind wie das Greifen nach dem letzten Strohhalm, anderen hingegen zeigen, dass eine ernsthafte Anpassung an die gegenwärtigen Umwälzungen der Weltordnung geplant wird. Und es überrascht nicht zu sehen, dass die Verzweiflungsstrategien von den „Mächten der Welt von Gestern“ verfolgt werden, denen andere Optionen nicht länger offen stehen.

Inhalt der gesamten Veröffentlichung:

1. Weltweite Rezession lauert

2. Die zweifelhaften Geschäfte der Banken

3. Steuerparadies oder - Hölle

4. Neoprotektionismus zwischen regionalen Blöcken

5.Die Goldstrategie der Schwellenländer

6. Das letzte Pulver der Fed

7. Euroland : Regierungen der nationalen Einheit und die EZB eilen Euroland zu Hilfe

8. Mit hohem Risiko belastete Strategien

In dieser Pressemitteilung stellen wir das 1., 2. und 5. Kapitel vor.

Weltweite Rezession

Verschiedene Indizien zeigen, dass die Konjunkturkurve schon sehr bald nach unten zeigen wird. Dabei darf man sich das aber nicht als Ende und Umkehr eines Aufschwungs verstehen; denn die Realwirtschaft hat sich bei genauer Betrachtung von der Katastrophe der Krise im Jahr 2008 nie richtig erholt. Nicht der Aufschwung ist zu Ende; vielmehr verschärft sich die Krise.

An Hinweisen darauf fehlt es nicht. Europa steckt bereits in der Rezession. Die Ausfuhren aus China, das gerne als „Werkbank der Welt“ bezeichnet wird, sind stark rückläufig (siehe folgendes Schaubild) und auch die weiteren chinesischen Wirtschaftsindikatoren geben nach (1); besonders Besorgnis erregend ist die massive Kreditblase, die entstanden ist (2).

Chinesische Ausfuhren in verschiedene Länder. Rot: Rückläufig seit einem Jahr Grün: Zunehmend. Quelle: Bloomberg

Australiens Wirtschaft, die mit ihrer Abhängigkeit von Rohstoffausfuhren ein guter Hinweisgeber auf den Zustand der globalen Wirtschaft ist, schwächt sich massiv ab (3). Auch die Verbraucher schwächeln. Die Groß4 – wie auch Einzelhandelsumsätze in den USA gehen zurück.

Einzelhandelsumsätze in den USA. Orange : Bekleidung ; grau : allgemeine Waren. Quelle: Bloomberg

Die meisten amerikanischen Wirtschaftsindikatoren drehen in den roten Bereich, wie zum Beispiel der Chicago PMI (5) wie auch der Goldman Sachs Global Leading Indicator (GLI) (vgl. folgendes Schaubild).

Um es ganz einfach zu sagen: Eine globale Rezession steht vor der Tür (6). Um sie möglichst unbeschadet zu überstehen, nutzen die verschiedenen Akteure, allen voran die Banken, verschiedene Strategien, die wir uns im Detail anschauen werden.

Die zweifelhaften Geschäfte der Banken

Bekanntlich ist die Finanzindustrie nicht gerade ein Vorbild für Transparenz. Aber in letzter Zeit haben es die Banken besonders übel getrieben: JP Morgan und Bank of Amerika vollbrachten das Wunder, im ersten Quartal an jedem einzelnen Tag Gewinne gemacht zu haben (7); JP Morgans Goldreserven waren auf unerklärliche Weise plötzlich verschwunden (8), während, sicherlich nur ein Zufall, der Goldpreis Mitte April einbrach; und es kam noch zu anderen Manipulationen des Marktgeschehens durch die Banken, allen voran wieder einmal JP Morgan (9), aber auch andere (10). Da ist es nicht verwunderlich, dass nun die Öffentlichkeit misstrauisch geworden ist.

Goldman Sachs-Indikator für die Weltwirtschaft Global Leading Indicator (GLI), Wachstum und Beschleunigung Quelle : Goldman Sachs

Dennoch wissen alle Banken, dass ein neuer Sturm sich zusammenbraut und nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden legalen oder auch weniger legalen Mittel, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen ; um die eigenen Profite zu retten, scheinen ihnen alle Tricks erlaubt zu sein, auch zum Schaden der anderen Banken. Mit diesem Wissen im Hinterkopf muss man die fantastischen Bilanzen der verschiedenen Banken nach dem ersten Quartal lesen, mit denen Investoren angelockt werden und das Debakel zumindest hinausgeschoben wird. Und dieses Wissen hilft auch zu vermuten, dass der Minicrash des Goldpreises Mitte April wohl auch von einer oder mehrerer dieser Banken organisiert wurde.

Diese knallharten Auseinandersetzungen inmitten einer Wirtschaftskrise werden nicht spurlos an den Banken vorüber gehen und einige besonders schwer getroffene werden den Sturm nicht unbeschadet überstehen. Umso mehr, da nun die Banken auch neuen Gegnern gegenüber stehen, nämlich den Staaten.

Goldstrategie der Schwellenländer

Während einige Länder ihre Volkswirtschaften abschotten, um überleben zu können, Steuergelder aus Steuerparadiesen einfordern und gleichzeitig zulassen, dass ihre Banken wenig koschere Methoden anwenden, um Konkurs zu vermeiden, haben andere sich entschieden, auf Gold zu setzen. Während Papiergold einen massiven Crash Mitte April erlitt, war hingegen die Nachfrage nach physischem Gold noch nie so groß wie gegenwärtig, was bestätigt, dass die beiden Märkte sich nun auseinander entwickeln. Was wird passieren, wenn sich weltweit die Erkenntnis durchsetzt, dass die Wertpapiere, die Ansprüche auf Goldlieferungen verbriefen, nicht eingelöst werden können, weil dieses Gold nicht existiert? Wenn das Eigentumsrecht an einem Goldbarren ins Leere greift? Wenn das Wertpapier sich also als wertlos herausstellt? Wir können damit davon ausgehen, dass der Preis für Papiergold erneut massiv unter Druck geraten wird. Deshalb gibt es schon Makler, die keinerlei gehebelten Papiergoldkäufe mehr akzeptieren (11). Dass Papiergold heute nicht mehr von dem selben Vertrauen profitiert wie physisches Gold, zeigt, dass allgemein das Vertrauen in die Finanzindustrie und ihre Produkte schwindet; und ohne Vertrauen sind große Probleme programmiert.

Physisches Gold hingegen hat noch schöne Tage vor sich. China hat dies sehr wohl verstanden und kauft Gold in riesigen Mengen (12).

Chinesische Goldeinfuhren über Hong Kong, 2012 et 2013 (in Tonnen). Quelle : HK census and statistics department

Die große Nachfrage ist von ihrer Bedeutung her nicht zu unterschätzen : Zum einen zeigt sie, dass China versucht, sich von der Abhängigkeit vom Dollar zu lösen, zum anderen, dass das Land sich gegen zukünftige Wirtschaftskatastrophen absichern möchte, und schließlich auch, dass die chinesische Regierung wohl davon ausgeht, dass der Yuan nur den Status einer internationalen Währungen erringen kann, wenn die chinesische Zentralbank über Goldreserven verfügt. Überhaupt könnte Gold in einem neuen internationalen Währungssystem überragend wichtig werden - vorausschauend handelt, wer schon heute dafür sorgt, möglichst viel davon zu besitzen.

Genau dies ist die Strategie der BRICS : Allmählich ein neues internationales Währungssystem aufzubauen, in dem sie eine wichtigere Rolle einnehmen könnten ; dafür eliminieren sie immer mehr den Dollar aus ihren internen Handelsbeziehungen und wickeln ihren Handel in den eigenen Währungen ab. Der Wandel mag langsam erscheinen, vollzieht sich aber angesichts des enormen Änderungsbedarfs in Wirklichkeit sehr schnell und verschiebt den Schwerpunkt der globalen Wirtschaftsmacht immer stärker in Richtung der Schwellenländer. Das ist der Kern der umfassenden weltweiten Krise, die GEAB seit sieben Jahren Phase für Phase beschreibt und vorhersagt.

Mit dem Machtgewinn für die BRICS geht zwangsläufig ein Machtverlust für den Westen und insbesondere die USA einher.

 

Quelle: http://www.leap2020.eu/GEAB-N-75-ist-angekommen-Umfassende-weltweite-Krise-2013-Hinter-den-Aktienkursrekorden-lauert-die-globale-Rezession_a14090.html


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Noten:

(1) « Le secteur non-manufacturier se contracte en avril » (source PeopleDaily, 04/05/2013), « baisse de l'IDA du secteur manufacturier en avril » (source PeopleDaily, 02/05/2013), etc.

(2) Quellen : Epoch Times (01/05/2013), CNBC (26/04/2013).

(3) Quelle : Atlantico, 10/05/2013.

(4) Quelle : CNBC, 09/05/2013.

(5) Quelle : ISM-Chicago, 30/04/2013.

(6) Für andere Hinweise, die in diese Richtung deuten, vgl. z.B. ZeroHedge (08/05/2013).

(7) Quelle : ZeroHedge, 08/05/2013.

(8) Quelle : ZeroHedge, 08/05/2013.

(9) Die Bank wurde vom Staat Kalifornien verklagt (Quelle : New York Times, 09/05/2013) und eine Klage der FERC wegen des Geschäftsgebarens ihrer Rohstoffabteilung unter Leitung von Blythe Masters ist in Vorbereitung (Quelle : Financial Times, 08/05/2013). Laut Berichterstattung von CNBC spricht vieles dafür, dass hier einige offene Rechnungen unter « Freunden » beglichen werden sollen.

(10) Z.B. Deutsche Bank,(Quelle : Bloomberg, 28/03/2013), RBS (Quelle : Telegraph, 03/04/2013), etc.

(11) Quelle : ZeroHedge, 02/05/2013.

(12) Quelle : Caixin (10/05/2013) et PeopleDaily (03/05/2013).

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